Boris Becker und sein Weg in die Pleite
Kurz zusammengefasst
Lange vorbei sind die Zeiten, in denen Boris Becker noch Aufsehen mit seinem fulminanten Tennisspiel erregte. Die Schlagzeilen wurden rund um den ehemaligen Wimbledon-Sieger immer brisanter. Jede Menge Affären und jetzt der Super Gau: Boris Becker ist pleite!
Ende Juni 2017 wurde Boris Becker von einem Londoner Konkursgericht für zahlungsunfähig erklärt. Der fällige Betrag der dazu im Raum steht soll 4 Millionen Euro betragen. Sowohl Boris Becker selbst als auch sein Anwalt beteuerten immer wieder seine Unschuld und versicherten, dass Becker seinen Verpflichtungen schon bald nachkommen wird.
Doch als wäre das alles nicht schon genug, fordert nun auch noch der ehemalige Metro-Manager Cleven einen Betrag von knapp 37 Millionen Euro von Becker ein. Dabei geht es scheinbar um Geld für Beratung in Finanzangelegenheiten, welcher der väterliche Freund Beckers über Jahre zur Verfügung stellte.
Tennis Match
Was war vor der Insolvenz?
Wieviel Geld hatte Becker vor seinem Absturz?
Angeblich soll Becker mal über ein Vermögen von rund 180 Millionen Euro verfügt haben. Selbst kurz vor dem Urteil bewertete das Vermögensmagazin seinen Status quo mit 35 Millionen Euro. Doch Becker verdiente natürlich nicht nur Geld durch Tennis spielen. Er war und ist eine deutsche Sportsikone. Durch zahlreiche Werbedeals konnte er seine Kasse zusätzlich aufbessern. AOL, Lotto, Puma, Mercedes - Beckers Werbepartner waren sicherlich keine kleinen Fische, sondern namhafte und vor allem zahlungskräftige Großunternehmen, welche ihm ohne Zweifel einige weitere Millionen einbrachten.
Auch gegenwärtig arbeitet Boris Becker und verdient dabei nicht schlecht. Ob als Experte bei der BBC oder als Studiogast wie zuletzt bei seinem Lieblingsturnier, dem Grand Slam in Wimbledon, tritt Boris Becker auch heute noch immer wieder ins Rampenlicht und ist begehrter Gesprächspartner sowohl bei den Sendern (wie z.B. Eurosport) als auch bei den heutigen Stars des Tennissports. Abseits des Sports, verdient Becker auch weiterhin Geld als Werbeträger, nämlich bei einer großen Poker-Website und tritt auch immer wieder bei kleineren Veranstaltungen auf, welche zumeist auch dem Sportsektor zugehörig sind.
Wann das Unheil seinen Lauf nahm
16 Jahre nach seinem historischen Sieg im Finale von Wimbledon, lieh sich Becker, im Jahre 2001, von Cleven 2,5 Millionen DM, was heute einem Wert von etwa 1,25 Millionen Euro entspricht. Der dazugehörige Zinssatz betrug 5%.
Aufgrund des lukrativen Werbevertrags mit AOL nach seinem Karriereende 1999, sollte die Rückzahlung dieses Darlehens den jüngsten Wimbledon-Sieger aller Zeiten vor keine wirklich großen Probleme stellen.
Leere Taschen
Wo kommen die weiteren Schuldenberge her?
Es ist eine berechtigte Frage, die sich bei Beckers beachtlichem vergangenen Vermögen stellt. Auch wenn gewisse Schulden nicht beglichen wurden, sollte doch eigentlich genug Kleingeld für dessen Tilgung übrig sein.
Falsche Investments, die Steuer und unglückliche Ehen
Fragwürdige Investments
Diese Schläge gingen ins Netz. Boris Becker scheint seine beste Fähigkeit im Tennis gehabt zu haben. Ziemlich sicher sind es nicht seine Investmententscheidungen, die ihn in ein positives Licht rücken. Ein gewisser Ion Tiriac, Ex-Tennisprofi aus Rumänien, kümmerte sich jahrelang um Beckers Finanzen und brachte den deutschen Tennishelden dazu in die unterschiedlichsten Bereiche zu investieren. Sie erfanden nicht nur gemeinsam die Marke Boris Becker, welche sich auf Tenniskleidung spezialisierte, sondern der Rumäne brachte Becker auch dazu, in das Automobilbusiness mit einzusteigen. 1993 bereits investierte Becker in sein erstes von später drei Mercedes-Autohäusern und verkaufte so etwa 1000 neue und 700 gebrauchte PKW pro Jahr. Doch die Geschäfte liefen nicht so rosig weiter wie vielleicht anzunehmen war. Ende 2015 zeigen die Bilanzen von Beckers Autohäusern, dass die Verbindlichkeiten den Jahresüberschuss um fast 8 Millionen Euro übersteigen.
Tennis Netz
Steuerhinterziehung
Nach siebenjähriger Ermittlung von Seiten der Finanzbehörden und über 50 Ordnern an Beweismitteln, darunter Zeugenaussagen, Briefe und Steuerbescheide, musste Becker im Jahre 2002 schließlich wegen Steuerhinterziehung vor Gericht.
Anfang der 90er Jahre hatte Becker seinen Wohnsitz im Steuerparadies Monaco gemeldet, hielt sich aber angeblich vorwiegend weiterhin in Deutschland, genauer gesagt in München bei seiner Ex-Frau Barbara, auf und hatte somit auch seinen Lebensmittelpunkt (entscheidend für die Steuer) in Deutschland. Korrekterweise hätte Becker seine Einnahmen aus diesen Jahren demnach in Deutschland versteuern müssen, was er aber nicht tat. Etwa 1,5 Millionen Euro sollen so hinterzogen worden sein.
Später jedoch verkündeten seine Anwälte, dass ihr Mandant eine Summe von über 3 Millionen Euro an den Fiskus überwiesen habe und die Steuerlast aufgrund eines verlorenen Prozesses gegen Tiriac sowieso weitaus geringer sei. Mit viel Glück entkam Becker der Gefängnisstrafe (um 1 Monat) und konnte seine 2-jährige Freiheitsstrafe auf Bewährung einbüßen.
Becker und die Liebe
Die Scheidung zu Beckers Ex-Frau Barbara, kostete ihm stattliche 15 Millionen Euro. Sie verklagte Becker auf Unterhalt und zwar in Miami. Nur so konnte der außerordentliche Betrag von 15 Millionen Euro erzielt werden. Nebenbei beantragte sie noch das alleinige Sorgerecht für die beiden gemeinsamen Kinder der Familie Becker.
Der Prozess wurde sogar nach Deutschland live übertragen. Das mediale Aufsehen war enorm. Da wirken die späteren Unterhaltzahlungen von 2,8 Millionen Euro für Beckers uneheliche Tochter Anna Ermakova nur noch wie ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Welche Sicherheiten hat Becker?
“Alle privaten Vermögenswerte” werden von Becker im Gerichtsdokument als Sicherheiten aufgeführt. Somit wurden dort bereits alle Verfügbarkeiten und auch zukünftig zu erwartende Einnahmen an Cleven verpfändet. Das inkludiert auch seine Villa auf Mallorca und seine drei Autohäuser in Deutschland. Angeblich dient sogar das Haus von Beckers Mutter als Sicherheit. Cleven vereinbarte eine dreijährige Frist für Becker, um zumindest einen Teil der Schulden zu begleichen. Doch diese wuchsen immer weiter an.
Richterhammer
Wie geht es jetzt weiter?
Der Hammer ist noch nicht gefallen. Cleven war irgendwann mit seiner Geduld am Ende. Er wusste wohl gar nicht wie im geschieht, als er von der Eintragung Beckers Hypothek auf Mallorca hörte und wurde zum Handeln gezwungen. Becker wollte seine Autohäuser verkaufen, die aber sowieso an Cleven abgetreten werden sollten. Das Verhältnis der beiden ist also mehr als nur gestört.
Becker lebt weiter in Saus und Braus
Eine Insolvenz sollte den einen oder anderen doch beunruhigen, nicht jedoch den Leimener, der weiterhin im Porsche durch die teuersten Restaurants in London tourt. Kein Geld, aber zum Abendessen Hummer? Für Becker kein Problem.
Wenn Cleven wollte, könnte er jetzt an das gesamte Privatvermögen ran, seien es wertvolle Tennisschläger aus den Klassikerspielen oder sogar die Pokale von seinen größten Triumphen. Es bleibt abzuwarten wie es weitergeht.